02.10.2019 | Mathias Weidner

Private Equity – Vorteile für Anleger und Unternehmen

Allgemein, Standpunkt

In der derzeitigen Niedrigzinsphase ist es schwierig, Kapital gewinnbringend anzulegen. Möglich ist es aber durchaus. Wer sein Geld für sich „arbeiten“ lassen möchte, hat dazu verschiedene Möglichkeiten, vom Aktienfonds über Hedgefonds und Venture Capital bis hin zu Private Equity. Welche Vorteile hat Private Equity dabei beispielsweise gegenüber einem Aktienfonds?

Grundsätzlich bergen Aktien – ja selbst Aktienfonds – aufgrund von möglichen Kursschwankungen ein sehr viel höheres Risiko für Investoren als eine Private-Equity-Gesellschaft, die in der Regel in stabile, „gesunde“ Unternehmen investiert. Und anders als ein klassischer Aktienfonds, der in der Regel nur in Unternehmen investieren kann, die auch Aktien ausgeben, hat eine Private-Equity-Gesellschaft darüber hinaus die Möglichkeit, in die Vielzahl der mittelständischen Unternehmen zu investieren, die nicht börsennotiert sind, etwa im Zuge von Nachfolgeregungen oder um Wachstumskapital für Expansionspläne bereitzustellen. Im Mittelstand fehlen oft potenzielle Nachfolger, und viele Inhaber sind daher einem Verkauf gegenüber durchaus aufgeschlossen. Ein solcher Einstieg eines Finanzinvestors bietet eine Reihe von Vorteilen – sowohl für die Private-Equity-Gesellschaft als auch für die Unternehmen.

Zwar kommen viele der Private-Equity-Gesellschaften aus den USA, mittlerweile gibt es aber auch in Deutschland Finanzinvestoren, die sich sogar ausschließlich auf die Beteiligung an mittelständischen Unternehmen konzentrieren. Sie stellen in der Regel zwischen 5 Mio. EUR und 100 Mio. EUR Eigenkapital pro Unternehmen zur Verfügung, um damit Wachstum zu fördern und/oder die Nachfolge zu regeln. Der Fokus liegt dabei oft auf Sektoren mit langfristig erfolgversprechenden Marktentwicklungen wie Business Services, Energie- und Umwelttechnik, Industrielle Technologien und Healthcare, IT und Digitalisierung. Ziel dabei ist es immer, ein Unternehmen zu stärken, wettbewerbsfähiger und damit letztlich auch werthaltiger zu machen. Private-Equity-Gesellschaften stellen aber nicht nur Kapital zur Verfügung.

Eine aktive strategische Unterstützung gehört ebenso zum „Paket“ wie ein großes internationales Netzwerk – nicht zu vergessen das Beisteuern von Ideen und unternehmerischer Freiraum. Ein Finanzinvestor kann so – im Gegensatz zu einem Aktienfonds – den Erfolg eines Unternehmens viel direkter mitgestalten.

Allerdings erfordert eine solche Investition auch Geduld. Auf kurzfristige Gewinne, wie sie an der Börse möglich sind, sollte man hierbei eher nicht setzen, denn nachhaltiges Wachstum braucht Zeit. Die Betonung liegt hier auf „nachhaltig“. Diese Nachhaltigkeit fängt bereits bei der Beteiligung an oder dem Kauf eines Unternehmens an, streng genommen sogar schon bei der Bewertung. Hier sollte unbedingt auf eine solide Finanzierung geachtet werden anstelle von kurzfristiger Finanzakrobatik. Laut marktweiter Daten ist im Private-Equity-Geschäft derzeit ein Leverage von sechs Mal EBITDA erreicht, weil immens hohe Kaufpreise fremdfinanziert werden. Unternehmen wird damit aber eine viel zu hohe Kreditlast auferlegt. Genau diese Kredite können in der nächsten Krise zum Problem für ein Unternehmen werden, wenn sich ein positiver Leverage-Effekt ins Negative umkehrt. Seriöse Finanzinvestoren verzichten daher bewusst auf diesen Renditehebel. Sie legen vielmehr Wert auf einen sehr viel längeren Investitionshorizont und entwickeln Wachstumsstrategien für eine nachhaltige Wertsteigerung, von der alle Beteiligten profitieren: 20% Rendite pro Jahr sind durchaus keine Seltenheit.

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Mathias Weidner
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