26.01.2019 | Stephan Schulte-Frankenfeld

M&A als Erfolgsfaktor für Familienunternehmen

Allgemein, Standpunkt

Die deutschen Familienunternehmen werden als Motor der heimischen Wirtschaft beschrieben, einige Hidden Champions genießen Weltruf.

Bislang werden Neuentwicklungen, Innovationen zumeist intern vorangetrieben, um dem allgemeinen Kostendruck und den sich ändernden, vermehrt individuellen Kundenanforderungen gerecht zu werden.

Besondere Herausforderungen stellen heutzutage die Geschwindigkeit der Veränderungen und die durch die Digitalisierung hervorgebrachten disruptiven Geschäftsmodelle dar, die plötzlich eine Richtungsänderung der eigenen Strategie erforderlich machen. Wer diese neuen Wettbewerber nicht ernst nimmt oder gar ignoriert, begeht einen schweren strategischen Fehler. Hier gilt es, ein Bewusstsein zu entwickeln und ein Netzwerk aus externen Experten aufzubauen.

Wie identifiziert man diese vermeintlichen Bedrohungen, wie begegnet man ihnen und sind sie gegebenenfalls sogar eine Chance für das eigene Unternehmen, zum Beispiel um neue Geschäftsfelder zu erschließen und Effizienzen zu optimieren?

Junge innovative Technologie unternehmen (Start-ups) haben den Vorteil, dass sie rasch andersartige Ideen entwickeln und so dem Mittelstand und Konzernen eine zusätzliche Innovationskraft bieten, ohne dass dies durch das interne Innovationsmanagement und dessen Kapazitäten geleistet werden könnte. Dies kann durch Kooperationen oder durch gewissenhaft zu prüfende strategische Zukäufe (M&A) geschehen.

Die Erfahrung zeigt, dass neben Messen, Vorträgen, den bekannten Datenbanken, Kontakt zu internationalen Technologie-Hubs und zu VC-Gesellschaften auch zunehmend ein diskreter, förderungswürdiger loser Austausch zwischen Unternehmen stattfindet, um Best-in-Practice- Technologieanbieter zu identifizieren und sich an ihnen zu beteiligen.

Besonders vorausschauende Family Offices und Unternehmen greifen neben den genannten Netzwerken auf sich rasant entwickelnde teilautomatisierte KI-basierte Researchanbieter zurück, um relevante Technologien und potenzielle Targets weltweit proaktiv zu vor dem Wettbewerb zu screenen. Eine KI ist in der Lage, Korrelationen zwischen verschiedensten Variablen zu ergründen, um nach einer profunden Analyse eine Beteiligungsentscheidung zu unterstützen. Die Kunst in dieser datenbasierten Methode liegt darin, aus der Menge der so generierten Daten Relevanz für die eigene Strategie abzuleiten.

Ferner sieht der Verfasser durch sein Netzwerk aus strategisch passenden M&A-Experten die Tendenz, dass sich innovative Unternehmen von möglicherweise zukünftig obsoleten Einheiten durch Verkauf trennen und zukunftsträchtige digitale Modelle stark ausbauen.

Die traditionellen Familienunternehmen erkennen zunehmend die Bedeutung dieser strategischen Partnerschaften und nutzen ihre Liquiditätsreserven für M&A-Transaktionen und externe Innovationen, um neben der Sicherung von Wachstum aus diesen Beteiligungen „kulturell“ zu lernen und im globalen Wettbewerb zu bestehen.

Es ist notwendig, dass diese fundamentalen Veränderungen auf Gesellschafterebene beziehungsweise Top-Managementebene angestoßen und eng begleitet werden. Dies in Zusammenarbeit mit ganzheitlich operierenden M&A- und Innovationsexperten, die in etablierten Unternehmen und im Start-up-Bereich verwurzelt sind und als Schnitt stelle bzw. Sparringspartner agieren können.

Stephan Schulte-Frankenfeld
Autor
Stephan Schulte-Frankenfeld

Geschäftsführer SSF Holding GmbH & Co. KG (ehemaliger Gesellschafter und Gründerfamilie GLORIA Feuerlöscher)

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