29.09.2018 | Christian Kempe

Brasilien vor der Wahl

Aktuelles Stichwort, Allgemein

Am 7. Oktober sind rund 145 Mio. Brasilianer dazu aufgefordert, einen neuen Staatspräsidenten zu wählen. Die immerhin neuntgrößte Volkswirtschaft der Welt steht dabei an einem Scheideweg – politisch wie wirtschaftlich. Diverse, parteiübergreifende Korruptionsskandale haben die demokratische Struktur des Landes durch geschüttelt und wogen zuletzt schwer auf der brasilianischen Wirtschaft: Der brasilianische Real büßte in diesem Jahr im Vergleich zum Euro 18% an Wert ein, das KGV des nationalen Aktienmarktes notiert 30% niedriger als noch vor zwei Jahren. Das neue Staatsoberhaupt steht also vor der doppelten Herausforderung, sowohl das Vertrauen der Bevölkerung wie auch der Finanzmärkte zurückzugewinnen.

Die Parteienlandschaft und das Kandidatenfeld sind stark fragmentiert, was eine Prognose zum Ausgang der Wahl erschwert. Kurz vor der Wahl sieht es nach einer knappen Enrscheidung zwischen Jair Bolsonaro und Fernando Haddad aus. Ein Sieg Bolsonaros, der als „Trump Brasiliens“ gilt, könnte sich positiv auf die Währung und brasilianische Aktien auswirken. Der Linkspolitiker Fernando Haddad wäre dagegen aus Marktsicht der „ungünstigere“ Gewinner.

Entscheidend für das Vertrauen der Finanzmärkte wird sein, ob es dem künftigen Präsidenten gelingt, Brasilien aus der Krise zu führen. Sollte es gelingen, bei der Privatisierung der vielen staatlichen Gesellschaften und dem Abbau des Haushaltsdefizits voranzu kommen, ist eine Erholungsrally nach der Wahl nicht ausgeschlossen.

Autor
Christian Kempe

Portfoliomanager

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